[Annabelle]Seancen

"Aber...", sagt der Toreador und wirkt mit auf einmal bestürzt und auch irgendwie verletztlich, "die Bilder sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Niemand sieht sie. Das sind meine ganz privaten Bilder." Was der Stimme in diesem Moment jedoch fehlt ist Entschlossenheit, seine Worte sind einfach nur abwehrend vielleicht auch ausweichend.

Diese Antwort stachelt Annabelles Neugier nur an, noch mehr, da sie ahnt, dass sie jetzt Oberwasser hat. Allerdings ist ihr klar, dass zu forsches Vorgehen alles verderben könnte, ebenso wie zu zögerliches. Daher meint sie mit fester, aber sachlicher Stimme - sie nimmt sich da ihren Onkel während einer seiner Lektionen zum Vorbild: "Mylord, ich verstehe Ihre Bedenken. Bei ihrer Entscheidungsfindung bezüglich des weiteren Vorgehens, sollten Sie sich allerdings vergegenwärtigen, dass hier höchstwahrscheinlich eine Wesenheit im Spiel ist, die ihre eigenen Ziele verfolgt, möglicherweise durch Einflussnahme auf Sie selbst, werter Earl. Wollen Sie sich solch einem Risiko wirklich weiter aussetzen?" Hier fügt die Lasombra eine Pause ein, um das Gesagte wirken zu lassen, bevor sie weiterspricht: "Sie könnten die Bilder einzeln bringen lassen, so dass ich nicht alle zu Gesicht bekommen muss. Unter Umständen könnte es auch ausreichen, wenn ich nur die Rückseite sehe, vielleicht genügt das schon, um seine Gegenwart zu bemerken." Annabelle möchte dem Toreador so eine Brücke bauen, um ihm die Entscheidung zu erleichtern. Sie verzichtet auf ihre ganz persönliche Einschätzung, dass es vermutlich ausreicht, dasjenige Bild zu bringen, das er ihr am allerwenigsten zeigen möchte, denn genau das vermutet sie als Sitz des Geistes.

Der Earl überlegt, ein Wangenmuskel zuckt, als er sich die Worte Annabelles anhört. Natürlich möchte er sich nicht in Gefahr bringen und es ist im natürlich auch bewusst, dass er eine wichtige Position in der Stadt einnimmt und die altersbedingte Paranoia tut das ihrige dazu. Deshalb meint er, "Gut, dann lasse ich die Bilder einzeln herunterbringen und wir sehen einmal, ob Sie über die Rückseite etwas herausfinden können." Anscheinend ist das im Moment das Äusserste zu dem er sich durchringen kann.

Er ruft dann auch gleich nach Henry und erklärt ihm was er zu tun hat. Als sie auf das erste Bild warten scheint er die Pause zumindestend seinerseits nicht mit Reden füllen zu wollen.

Annabelle drängt ihm kein Gespräch auf. Regungslos wartet sie auf das erste Bild, so dass der Raum in Stille versinkt, obwohl sich zwei Personen darin befinden. Für einen Sterblichen wäre es sicherlich etwas irritierend, keinerlei Atemgeräusche zu vernehmen.

So wirkt es dann auch schon fast wie eine Störung dieser absoluten Stille als Henry eintritt- seine Schritte, sein Atmen, all das wirkt fast wie Lärm nach dem Moment der Ruhe. Der Ghoul hat das Bild in ein Leinentuch eingeschlagen und steht nun im Raum auf weitere Anweisungen wartet.

"Stellen Sie es doch bitte dort an der Wand ab und holen Sie schon das nächste", sagt er Earl ungeduldig und deutet auf die Wand gegenüber. Henry tut wie geheissen und eilt dann wieder davon, um das nächste Bild zu holen.

Neugierig wendet sich der Toreador Annabelle zu, "Nun?", fragt er, nicht beachtend, dass Annabelle noch gar keine Möglichkeit gehabt hat, sie auf das Bild einzulassen. Obwohl sich Annabelle ziemlich sicher sein kann, dass das Bild nicht die Quelle ist, denn die Stimmung im Raum hat sich nicht verändert, aber absolut bestätigen kann sie es natürlich noch nicht. Viele Dinge, auch in der Geisterwelt, brauchen Zeit um ihre Wirkung und ihr tatsächliches Sein zu entfalten.

Die Lasombra ignoriert die Frage des Älteren und tritt an das Bild heran. Sie hebt ihre Hand und bringt die offene Handfläche ganz nahe an das Bild heran. Währenddessen konzentriert sie sich ganz auf ihre Wahrnehmungen in der Anderswelt. Sie ist sich ziemlich sicher, dass das dünne Tuch, das das Gemälde verhüllt, diese kalte Ausstrahlung, deren Reste sie bis vor kurzem noch in diesem Raum verspürt hat, nicht verbergen könnte.
So steht sie einige Zeit und "lauscht", bevor sie wieder einen Schritt zurück tritt. Ein kurzer Blick zu dem Torador, ein leichtes Kopfschütteln, dann wartet sie auf das nächste Bild.

/ooc: ich nehme an, dass da jetzt nix war, ansonsten bitte den letzten Absatz zu ignorieren.

 /ooc: Ja war nix. Hab das extra so verschrubbelt geschrieben , weil ich Annabelle reagieren lassen wollte. Jetzt kommen noch ein paar "Nieten".

Das wird dann auch gebracht, genauso wie das nächste und übernächste- nichts ist zu spüren. Bis dann Henry mit einem Bild hereinkommt, bei dem Annabelle sofort das Gefühl hat, dass die Temperatur im Raum um einige Grad sinkt. Das Gefühl, dass das Bild vermittelt, lässt sich am ehesten mit einem unterdrücktem Schrei beschreiben. Das es ist in Leinentuch eingeschlagen ist verstärkt diesen Eindruck noch.

Jedes Mal wiederholt Annabelle die Prozedur, jedes Mal schliesst sie sie mit einer Verneinung Richtung des Hausherrn ab. Und dann bringt der Butler dieses Bild herein. Es ist ein Gefühl, als rieselte ein einziger, eiskalter Wassertropfen ihre Wirbelsäule entlang hinunter. Ihre Rückenmuskeln spannen sich an, und das Schaudern greift auch nach ihrem Geist.
Die Vampirin wappnet sich gegen das, was nun kommen mag. Sie sammelt ihre Konzentration und Selbstbeherrschung, dann wendet sie sich an den Toreador-Primogen: "Ich denke, dass es dieses hier ist. Öffnen Sie Ihre eigenen Sinne, Mylord, möglicherweise können Sie es dann ebenfalls wahrnehmen."

Der Toreador sieht auf das Bild, sehr widerwillig wie Annabelle bemerkt. Sein Blick wandert in die Ferne und die kleine Lasombra weiss, dass er seine Sinne über das Materielle hinaus ausdehnt. Dann plötzlich weiten sich seine Augen und er macht einen schnellen Schritt nach hinten. Er dürfte etwas gesehen haben, dass Annabelle verborgen geblieben ist.

Noch interessanter jedoch ist sein Verhalten kurz darauf, denn er versucht doch tatsächlich schnell in seine normale Haltung zu wechseln und so zu tun als wäre gar nichts vorgefallen, allerdings schweigt er.

'Na also!' Annabelle hat ihn beobachtet und reagiert jetzt mit einem leichten Nicken auf das Gesehene. "Mylord, es wäre hilfreich, wenn Sie mir mitteilten, was Sie eben wahrgenommen haben." Sie sagt nicht mehr, denn sie weiss  dass sie gegen den Widerstand des Toreadors angehen wird müssen. Sie wird sich aber auch nicht mehr davon abhalten lassen, das Geheimnis zu ergründen, also wartet sie auf seine Antwort.

 "Da ist eine dunkle, fast schwarze Aura in der Nähe des Bildes", meint er leise. Das Empfinden, dass Annabelle gespürt hatte, dürfte sich in einen visuellen Reiz für den Earl verwandelt haben. Annabelle ist so einem Phänomen wie hier noch nie begegnet, da sie zwar das Empfinden hat einen zornigen Geist vor sich zu haben, diesen aber nicht sieht.

'Gut, dann wollen wir mal sehen, was sich unter dem Tuch verbirgt.' Obwohl ihr der andere Vampir mehrere Jahrhunderte an Lebenszeit voraushat, wie Annabelle annimmt, ist es jetzt die Neonatin, die hier die Führung übernehmen und Stärke beweisen muss. "Mylord, lassen Sie mich bitte die Verhüllung entfernen", sagt sie mit fester Stimme und blickt ihm ruhig und unverwandt in die Augen.

Er erwidert ihren Blick und noch sagt er mit gleichmütiger Stimme, "Nein, wie gesagt, sie sind nicht dafür bestimmt, von anderen gesehen zu werden." Da ist keine Angst die er versucht zu unterdrücken, er ist sich in dieser Sache aber absolut sicher. "Dieser Geist, oder was auch immer es ist, hat mich bisher nicht sonderlich gestört, also ist es wohl kaum nötig zu so extremen Massnahmen zu schreiten!" Das ist eine ganz andere Reaktion als vorher, nachdem er die Aura gesehen hat.

Annabelle gelingt es zwar, ein unwilliges Stirnrunzeln zu unterdrücken, jedoch blitzen ihre Augen kurz auf. 'Ob das gerade er ist, der da spricht, oder hat ihn dieser Geist so gut im Griff?' Die Lasombra ist natürlich alles andere als gewillt, es jetzt gut sein zu lassen und nach Hause zu gehen. Sie dreht sich wieder Richtung des Bildes und wendet sich an diese Präsenz, die sie dort wahrnimmt. 'Wer auch immer du bist, du hast dich vorhin, als ich oben mit den anderen Geistern sprach, bemerkbar gemacht. Nun bin ich hier. Was willst du?' Der letzte Satz ist von besonderer Intensität.

Es sind keine Worte die Annabelle hört, es ist rein empathisch, ´Lass mich in Ruhe`scheint ihr dieses Gefühl zu sagen und sie hat das Gefühl, als würde ihr das nichtstoffliche Wesen den Rücken zukehren.

Annabelle erinnert sich, dass ihre Mutter einmal als sie trotzig war zu ihr gesagt hat, "Du sperrst dich deinem eigenen Trotz nur selbst ein!", so ähnlich schien das hier auch zu sein, nur dass es nicht Trotz war sondern etwas weitaus Dunkleres.

"Ich will es nur berühren", sagt Annabelle mit ruhiger Stimme. Sie tritt an das Bild heran, hebt ihre Hand, doch im Gegensatz zu vorhin legt sie sie nun tatsächlich auf das Leinentuch, das das Gemälde verhüllt. In dem kurzen Augenblick, bevor sie den Stoff anfasst, wappnet sie sich für was auch immer jetzt als Reaktion kommen mag. Im ersten Moment geht es ihr hauptsächlich einmal darum, stehenzubleiben, sowohl physisch als auch mental.

Annabelle berührt das Tuch, das das Bild verhüllt, spürt für einen Moment ganz deutlich die Textur des Stoffes, den feinen Staub der sich darauf gesammelt hat, doch dann verändert sich die Wahrnehmung. Ihr Hand liegt auf etwas Kaltem und Weichem. Die kleine Vampirin würde am Liebsten die Hand sofort von dort wegziehen (ooc: Selfcontrol gegen 7; 3 Erfolge) und dann ist da auch wieder dieser mentale Schrei, der nun nach Zorn klingt und ganz plötzlich fällt ihr etwas auf, all diese verhüllten Bilder sind in Öl gemalt, aber ganz fein fast nicht wahrnehmbar auch nicht für die feine Nase eines Vampirs riecht es nach Blut.

1 WP, 9 9 7 1 - d.h. dank dem WP gehts sichs genau aus. Ob das gut ist, wird sich erst zeigen.    

Annabelle läuft ein eiskalter Schauer den Rücken hinab, und nur unter Aufbringung ihrer gesamten Willenskraft gelingt es ihr, ihre Hand nicht sofort wegzureissen. 'Was hat er nur getan?' Die Lasombra ist einerseits entsetzt über diesen unerwarteten Fund, andererseits MUSS sie jetzt einfach wissen, welches Geheimnis hinter diesen Bild steckt. Ein leichtes Beben hat ihren Körper erfasst, gedankt den widersprüchlichen Gefühle, Instinkte und Ambitionen, die sie gerade durchströmen.
"Wessen Blut ist das?", fragt sie mit leiser, nahezu tonloser Stimme. Weiterhin bleibt sie dem Gemälde zugewandt, die Frage gilt jedoch natürlich dem Toreador. 'Ist doch egal, ist ewig alt. Was soll Dir das noch bringen? Ist den Aufwand nicht wert. Weg hier', meldet sich Annabelles innere Bestie zu Wort. Fast erscheint es der Vampirin, als wäre da eine gewisse Nervosität wahrnehmbar, doch sie braucht ihre Konzentration für die Wesenheit vor ihr, so beschliesst sie diejenige in ihr vorderhand zu ignorieren.

Da ist kurz ein triumphierendes Aufblitzen in den Augen des Toreadors, dann sagt er, "Nunja, ich verwende das Blut eben nicht nur als Nahrung, sondern auch für meine Kunst. Ihr versteht jetzt sicherlich warum ich diese Stücke nicht der Öffentlichkeit zeigen kann. Was wäre das für ein Skandal, wenn jemand in der Ausstellung erkennen würde aus welcher Quelle die rote Farbe stammt"

Wir sind Monster, meldet sich plötzlich das Biest zu Wort in einer etwas untypischen Art. Es ist wie eine Art Erkenntnis, die sich in Annabelle breitmacht, aber unabhängig von der Äusserung des Earl ist, denn da denkt sie eher was für eine Verschwendung des Lebenssaftes es doch ist, ihn für Farbe aufzubereiten.

Mit der Erkenntnis breitet sich auch eine seltsame Ruhe in der kleinen Vampirin aus. Annabelle fühlt sich plötzlich eher als aussenstehende Beobachterin, denn als Teilnehmerin der Szene. Das Beben ebbt ab, auch ihr Körper wird ruhig. Zwar nimmt sie durchaus noch dieses widerlich-widernatürliche Gefühl an ihrer Hand wahr, jedoch in einer Art, als würde dies jemand anderem widerfahren.
"Wessen Blut ist das?", wiederholt die Lasombra ihre Frage, der Tonfall eher leidenschaftslos, ganz das Gegenteil des alten Vampirs.

'Monster ..... wir alle sind Monster ......'

Ooc: Waaaaaaaaaahhhhhhh!  

"Von einigen meiner Opfer!", sagt der Toreador einfach, "Das mag natürlich etwas befremdlich wirken, aber so ist meine eigentliche Kunst nun einmal."

Das erscheint ihm anscheindend Erklärung genug. "Glauben Sie, dass ein Geist sich daran angeheftet hat. Ich meine, ich habe ja niemanden dabei getötet." Und warum macht er dann so ein grosses Theater um die Bilder ist der Gedanke, der natürlich sofort aufblitzen muss, warum all diese Geheimniskrämerei auch in der Gesellschaft der Vampire?

'Seine eigentliche Kunst ... aha .... und was soll ich mir jetzt bitteschön darunter vorstellen? .... Getötet hat er also nicht ... aber wer weiss, wie er seine Opfer sonst so behandelt hat. Irgendeinen Grund muss es ja hierfür geben - oder hat es eher etwas mit dem guten Earl selbst zu tun?'
Die Gedanken der kleinen Vampirin eilen dahin. Die ganze Situation macht sie misstrauisch, und zwar nicht nur dem Wesen in dem Bild gegenüber. Und es behagt ihr auch ganz und gar nicht, so zwischen der ruhelosen Seele und dem doch eher emotionalen Toreador zu stehen, noch dazu, wo sie dem alten Vampir den Rücken zukehrt, da sie es nicht wagt, ihren Fokus von dem Gemälde wegzudrehen. Nackenhaare stellen sich auf.
Annabelle beginnt langsam das Kunstwerk zu umrunden, sich dessen, noch verhüllter, Vorderseite zu nähern. Ihre Finger gleiten, streichen über den Stoff, halten den Kontakt. 'Das ist jetzt deine Gelegenheit gehört zu werden. Was quält dich so?'
Halb unbewusst reift der Entschluss heran, die Verhüllung einfach wegzuziehen, wenn der Earl noch lange herumredet.