[Annabelle]Seancen

/ooc: ihre WP ist 5, d.h. diff.=7 -> und d.h., der Geist hat ordentlich zugelangt. - ohoh  

Annabelle prallt physisch richtiggehend zurück, kann sich nach einem halben Schritt rückwärts aber wieder fangen. Ihre Pupillen sind geweitet, nur der fehlende Blutkreislauf verhindert ein Erbleichen. Dem Earl bleibt das volle Ausmass ihres Erschreckens jedoch nicht verborgen. Als die Vampirin die Berührung in ihrem Geist spürt, versucht sie reflexartig, diesen Eindringling von sich zu schleudern. Ihre Körperhaltung, eben noch im Zurückweichen, defensiv, schnellt nach vorn, ihre Fangzähne werden sichtbar, gerade dass sie nicht faucht.

"Ihr glaubt ihr könnt mich vernichten?", meint die Präsenz noch immer mit Annabelle verbunden, aber diesmal "nur mehr" über ihre Gabe als Medium. Es ist ungläubiges Erstaunen, aber noch immer ist die unglaubliche Bosheit dieses Wesens spürbar und dann, "seltsame Zeiten, ein Setit bedroht eine englische Stadt..."

/ooc: Naja Mortimer hat es nicht geschafft sich vollständig von seinem Sire zu lösen.... 

Die Vampirin ist sich im Moment vor allem eines sicher, sie will hier weg, weg von diesem Bild, diesem Geist, dieser Bedrohung. Sie, die so oft die Gedanken von Menschen manipuliert, verspürt ein Gefühl blanken Horrors und auch von missbraucht werden, nun, da sie das Opfer ist. Sie richtet sich auf, legt ihre Emotionen in Ketten und tritt einige Schritte von dem Gemälde zurück. "Falls Sie es nun enthüllen möchten, Mylord", sagt sie mit beherrschter Stimme.

Der Earl sieht sie mit grossem Schrecken an, ihm sind ihre Reaktionen nicht verborgen geblieben und gerade das entblössen der Fangzähne ist ja durchaus bedrohlich. "Meine Liebe, geht es ihnen nicht gut?", fragt er sie und man merkt, dass er sich sichtlich unwohl fühlt. Ihre Worte, dass der Geist ja von jemanden Besitz ergreifen könnte sind ihm nun durchaus präsent. Er selber glaubt nicht, dass sein Sire jemals wieder ihn manipulieren kann, aber was ist, wenn er nun Annabelle in Besitz genommen hat.

Annabelle blickt zum Earl, ihr Blick ist ernst. "Falls Sie gestatten, möchte ich mich im Anschluss erklären. Doch zuvor lassen Sie uns bitte das Bildnis sehen. Bislang konnte ich nur die Wesenheit wahrnehmen, die darin gefangen ist, jedoch verlangt es mich auch danach, Ihre Schöpfung zu sehen." Bei sich denkt sie: 'Und dann werde ich hoffentich nie wieder diesem Geist gegenübertreten müssen.' Zumindest damit ist das innere Biest der Lasombra voll einverstanden.

"Nun gut!", sagt der Earl doch etwas gedehnt unsicher, wie er diese Situation nun einschätzen soll, aber dann tritt er doch zu dem Bildnis und hebt vorsichtig eines der Ecken des Leinentuchs auf. Sorgfältig, fast zärtlich enthüllt er das Bild.

Es ist düster, schwarz und dunkelgrau sind sehr dominate Farben, ebenso wie das intensive Rot, dass auf diesem Bild nicht nur Blut darstellt, sondern Blut ist. Es ist eine Art Schlachtengemälde, dass aber im Vergleich zu anderen seiner Art keinerlei heroische Verklärung des Krieges oder einer Schlacht darstellt, sondern sehr realistisch die Gräuel darstellt. Die Toten liegen mit in entsetzten Gesichtszügen auf der Erde, ihre Wunden und Verletzungen ein Zeugnis von der anatomischen Kenntnis des Malers und die Kämpfenden mit unmenschlich verzerrten Gesichtern der Wut. Ein normal empfindender Mensch kann es nicht ansehen, ohne davon abgestossen zu sein. Oh sehr appetitlich. Kaum zu glauben, dass er so etwas grossartiges hergestellt hat. Das Biest scheint seine Furcht vor dem alten, bösen gefangenen Vampir überwunden zu haben

Doch Annabelle ist kein normaler Mensch. Jener Teil von ihr, der so stark an seiner Menschlichkeit hängt, das behütet aufgewachsene Mädchen, schreckt zurück und graut sich vor dem Schlachten, aber da ist auch noch der Vampir. Dessen extremste Ausprägung, die innere Bestie, wird meist abgespalten, wie eine eigenständige Entität, von der kleinen Lasombra wahrgenommen, jedoch ist ihr ganzes Wesen damit verwoben, davon durchdrungen. Ihr Blick saugt sich förmlich fest an den Details des gewalttriefenden Motivs, gleichzeitig verspürt sie nahezu überwältigenden Ekel.
Es dauert ein wenig, bis Annabelle sich ab- und ihrem Gastgeber zuwendet. Wieder gefasst sagt sie: "Ein äusserst eindrucksvolles Werk. Ich danke Ihnen, Mylord, für das Privileg es sehen zu dürfen." Ihre Stimme senkt sich am Ende des Satzes ab, hat ein wenig etwas finales an sich.

Der Earl prüft ihren Gesichtsausdruck, er ist doch auch der Künstler, des sich nach der Reaktion auf sein Werk regt, sei es Beifall oder Ablehnung. Das Schlimmste wäre wohl Gleichgültigkeit. Er scheint aber zufrieden mit dem Ausdruck die die kleine Lasombra nach aussen dringen lässt. Er nickt leicht und verdeckt wieder das Bild. Dann sagt er leise auf das Leintuch blickend, "Ich will es nicht zerstören!" Dann wendet er sich langsam um.

"Es ist voller Grauen, dass gebe ich zu, aber so wie ich es dargestellt habe ist es ein Mahnmal dagegen, gemalt mit dem Blut des grausamsten Wesen, dem ich jemals begegnet bin. Es erscheint mir gerecht, wenn dieses Bildniss zu einem Gefängnis in alle Ewigkeit für diesen dienen würde."

Annabelle unterbricht den Blickkontakt indem sie sich abwendet und zu ihrem Sitzplatz zurückkehrt. Sie lässt sich nieder und richtet sorgfältig die voluminöse Stoffbahn ihres Kleides, bevor sie wieder das Wort ergreift: "Mylord, es wäre mir lieb, Sie liessen es wieder fortbringen, bevor wir weiter sprechen, wenn ich Ihnen diese Umstände machen dürfte." Die kleine Vampirin hat nicht vor, diese Angelegenheit in Gegenwart des bösartigen Geistes zu diskutieren.

"Natürlich!", antwortet er wieder seine ganz normale Maske zeigend. "Henry, bringen sie das Bild wieder zurück zu den anderen!"
Henry kommt der Aufforderung natürlich nach und bring das Gemälde nach draussen. Es ist auffällig, dass der Earl dem Bild mit seinen Augen folgt, bis es das Zimmer verlassen hat, dann tritt er zum Kamin und nimmt den Platz vis a vis von Annabelle ein.

Irgendwie ahnt die Lasombra, dass sie den Earl nicht überzeugen wird können, das vermaledeite Bild zu zerstören, doch jetzt so einfach gehen kann sie auch wieder nicht. Ausserdem schuldet sie ihm eine Erklärung für ihr, nun ja, undamenhaftes Verhalten vorhin.
Mit einem liebenswürdigen, kleinen Lächeln sagt sie: "Ich möchte mich erneut für dieses Privileg und vor allem Ihr Vertrauen bedanken. Es war sicherlich kein einfacher Schritt, jemanden anderen nach so langer Zeit an Ihrem Werk teilhaben zu lassen - und auch an der Geschichte, Ihrer Geschichte, die dahinter steht. Ich verstehe nun auch Ihre tiefe Verbundenheit mit gerade diesem Werk." 'Oh, und was für ein Werk!' Das Biest fängt beinahe vor Begeisterung zu Schmatzen an bei der Erinnerung an die bluttriefenden Details.

"hmm ja!", sagt der Earl, "und sie sehen jetzt sicherlich auch, warum ich diese Bilder nicht ausstelle?" Er war sich ziemlich sicher, dass ihm von dem Bild keinerlei Gefahr drohte und so schien es auch wirklich nur sehr schwierig zu sein ihn zur Zerstörung des Bildes zu bringen, aber so musste man auch sagen, er spricht noch immer mit Annabelle darüber- hatte sogar nach all den Jahren sie wieder darauf aufmerksam gemacht.....

Annabelle nickt. "Tatsächlich habe ich noch nie Vergleichbares in einem der Museen oder gar einem Salon erblickt. Es braucht wohl auch eher ein spezielles Publikum, doch das finden Sie sicherlich, wenn Ihnen daran gelegen ist. " Die Vampirin macht eine kurze Pause, dann fährt sie fort: "Allerdings Sie haben mich heute nicht gebeten zu bleiben, um mir ihr Werk zu präsentieren, es ging um etwas anderes." Die Lasombra atmet einmal ein und aus, ein Zeichen dafür, dass ihr die folgenden Worte nicht so einfach über die Lippen kommen. Sie will, dass das dem Earl bewusst ist, weswegen sie diese Regung auch nicht unterdrückt. "Der Geist hat mich angegriffen, Mylord", sagt sie bedeutungsschwer.

Der Toreador ist gerade im Begriff ihr noch einmal zu erklären, dass er dieses Bild sicherlich niemals ausstellen wird- ganz egal vor welchem Publikum, als er auch schon von dem Angriff hört. Es ist Erstaunen und Bestürzung die sich auf seinem Gesicht breitmachen. "Was hat er ihnen angetan?", fragt er dann und Annabelle ist sich ziemlich sicher, dass sein ganzes Auftreten jetzt auf ihren Schutz ausgerichtet ist. Es scheint ihm unerträglich zu sein, dass sein Sire erneut das Leben, oder eben Unleben einer Person besudelt. Sie kann jetzt auch ungeschminkt und ohne Maske den Hass sehen, den Mortimer für seinen Sire empfindet.

Erfreut registriert die innere Bestie dieses Aufwallen von Hass im Gegenüber.  
Annabelle wendet kurz den Blick ab. Es ärgert sie, dass sie sich dem Angriff nicht widersetzen hat können und  dieses Fremde in ihr hat erdulden hat müssen. Und dieser Ärger wird noch angefeuert durch die Resonanz auf die Gefühle des Earls. Sie schliesst die Augen und zählt stumm das Zwölfereinmaleins auf. Zweimal.  Dann aber reisst sie sich zusammen und antwortet tapfer, auch wenn sie damit ihre eigene Schwäche eingestehen muss: "Er ist in meinen Geist eingedrungen, bis in den tiefsten Winkel..... Glücklicherweise schien er sich damit zu begnügen..."

Fast scheint es als würde ihr gegenüber in sich selber versinken. "Seid ihr euch sicher?", fragt er, aber Annabelle kann sich ganz sicher sein, dass das eine rein rhetorische Frage ist und auch Mortimer sieht das ein und fügt nun hinzu, "Ich meine, seid ihr euch sicher, dass es ein Angriff war und nicht eine ungerichtete Aktion des gefangenen Wesen? Es wäre doch seltsam, wenn von einem Vampir nach seinem entgültigen Tod soviel Bewusstsein übrig bleibt?" Er sieht auf einen Punkt auf dem Boden etwas vor sich- unter diesen Umständen, wenn sein Sire wirklich irgendwie in dem Bild lebt und Leute anfällt, dann musste er wohl etwas dagegen tun. "Ich will es nicht zerstören!", denkt er und überlegt im selben Augenblick, ob das wirklich sein Wunsch ist, oder ob er wieder von seinem Sire manipuliert wird.

"Ich weiss nicht, ob wirklich seine ganze Persönlichkeit erhalten geblieben ist, aber ich kann Euch versichern, dass diesem Bild ein bewusster, zur Formulierung klarer Gedankengänge und Sätze fähiger Geist innewohnt. Es war eine gezielte, gerichtete Attacke, wie sie auch von einem der unseren stammen hätte können." Annabelle spricht nun so wohlüberlegt und ruhig, als befände sie sich gerade in einer der Lektionen ihres Onkels.

Fuer einige Momente versinkt der Earl daraufhin in bruetendem Schweigen, hin und hergerissen von dem Wunsch das Bild zu erhalten, aber anderseits den innenwohnenden Geist unschaedlich zu machen. Ploetzlich hat er einen Einfall. "Lady Annabelle wir koennen uns, so wie ich das sehe, nicht sicher sein, ob der Geist wirklich seine Macht verliert, wenn das Bild zerstoert ist- vielleicht wird er dadurch noch maechtiger und wir setzten ein grosses Uebel frei." Der Toreador ist nun wieder ganz er selbst. "Es ist doch sicher am Allerbesten, wenn wir das Bild an einen Ort bringen, wo es sicherlich keinen Schaden anrichten kann." Ein leicht diabolisches Grinsen erscheint auf seinem ansonsten so charmanten Gesicht.

'Was ist ihm jetzt wieder eingefallen?', denkt Annabelle bei sich, sagt aber:"Ich stimme Ihnen zu, es empfiehlt sich keinesfalls, das Gemälde einfach zu zerstören. Was schwebt Ihnen denn vor, Mylord?" Eigentlich möchte sie ihn ja dazu bringen, sich an ihren Sire zu wenden, auf dass jener den bösen Geist exorziere, aber erst will ihre Neugierde befriedigt werden.

Sie braucht auch gar nicht lange zu warten, oder noch ein weiteres Mal darum bitten, denn Mortimer ist nun sehr mitteilsam, wobei er anscheinend doch etwas Spass daran hat es folgendermassen auszufuehren, "Nun ja, er, also mein gefangener Sire, ist ja nun ein reiner vampirischer Geist, kein untoter Koerper schuetzt ihn vor den verschiedensten Dinge, die uns Schaden, oder Unbehagen bereiten, wie zum Beispiel die Macht des wahren Glaubens!" Annabelle sieht ein extremes triumphales Grinsen in seinem Gesicht. "Natuerlich koennen wir es nicht einfach in... naja zum Beispiel... der Kathedrale unterbringen, viel zu unsicher, aber ihr Sire hat doch eine kleine Kapelle in seinem Haus, die waere doch unglaublich gut geeignet fuer den Zweck." Er sieht sie an. Annabelle kann das Bild, dass vor ihrem geistigen Auge erscheint nicht abwehren: Ihr Sire, dem gerade dieser Vorschlag unterbreitet wurde, die eine hochgezogene Braue, die schon alles sagt, aber wahrscheinlich von dem Toreador nicht wirklich bemerkt werden wird. Allerdings, wenn man den Geist des Sires eines anderen Vampires hat, das hat schon etwas fuer sich.

Annabelle hat jetzt irgendwelche weiteren, rachegetriebenen, Unüberlegtheiten erwartet, denen sie gegensteuern hätte müssen. So aber ist sie erleichtert, alle Probleme haben sich mit dieser Eingebung ihres Gegenübers von selbst gelöst. Sie muss ihn nicht mehr davon überzeugen, mit ihrem Onkel zu sprechen, denn  das wird er nun ohnehin tun, es besteht keine Gefahr, dass sich dort irgendjemand einfach dem Bild nähert und von dem bösen Geist überwältigt wird, und zu guter letzt hat es damit ihr Sire in der Hand, ob und wann er  einen Exorzismus durchführen will.
So lächelt die kleine Vampirin den Earl zufrieden an: "Eine hervorragende Idee, in der Tat."

Der Earl freut sich sichtlich, dass seine Idee die Zustimmung Annabelles findet. Insgeheim hat er ja doch gefuerchtet, dass sie das Ansinnen, das Gemaelde in einer Kirche unterzubringen als zu ungeheuerlich abtun wuerde.


"Ich hoffe ja wirklich, dass ihr Sire mir etwas seiner Zeit opfern wird, damit ich diese Angelegenheit mit ihm besprechen kann. Er wirkt reichlich beschaeftigt, seit er weiss, dass der Setit wirklich hier ist.", sagt er dann.

"Mylord, gerne werde ich mich für Ihr Anliegen verwenden und als Ihre Botin fungieren. Wenn Sie mir ein Billett mitgeben möchten, so werde ich es mit der der Sache zukommenden Dringlichkeit überbringen", zerstreut Annabelle sogleich des Earls Bedenken.

"Sehr gut!", sagt der Toreador hocherfreut. Dann lässt er Henry auch sogleich das Schreibzeug bringen und schreibt einige Zeilen an Silvio de Luca, indem er um ein Treffen bittet. Während er das Blatt trocknen lässt, fragt er dann, "Ich habe jetzt nichts über die Angelegenheit geschrieben, es erscheint mir zu delikat als dass ich es dem Papier anvertrauen möchte, aber da sich sich ja großzügiger Weise als Botin zur Verfügung gestellt haben, würde ich sie um den Gefallen bitten ihrem Sire von den Umständen hier zu unterrichten. Würden sie das für mich tun?"