[Annabelle] Nach der Mumienparty

"Danke sehr, Amelia. Da mich der Earl heute erneut eingeladen hat, wird es vermutlich spät werden. Du musst nicht auf mich warten."

Mit einem bezaubernden Lächeln erhebt sich Annabelle, lässt sich die Kette umlegen und in Mantel, Handschuhe und Haube helfen. Auf dem Weg hinaus schnappt sie sich noch ihr Täschchen. Undamenhaft eilt sie die Treppe hinunter. Die Nacht ruft! Zum Glück hat sie das Äussere eines Mädchens, so dass solche unschicklichen Verhaltensweisen meist eher mit einem Lächeln und Nachsicht denn mit Missbilligung quittiert werden.

Alfred wirft sie noch kurz ein:
"Sagt meinem Onkel Bescheid, dass mich der Earl noch einmal sehen möchte", zu. Dann ist sie auch schon zur Tür hinaus, dreht sich aber gleich noch einmal um, macht einen artigen Knicks und sagt mit einem schelmischen Funkeln in den Augen:
"Gute Nacht, Alfred."

Dann ist sie endgültig aus dem Haus.

Sie atmet einmal tief ein, kostet die heutige Nacht.

Das ist dein Leben! Das gehört alles dir. Sie gehören alle dir! Und heute nacht gehen wir auf die Jagd!

Das Glitzern in Annabelles Augen hat nichts Schelmisches mehr. Jetzt fühlt sie Leben durch ihre Adern pulsieren, das Leben eines Raubtieres. Als ihr Blick auf den wartenden Kutscher fällt, steigt ein leises Knurren in ihrer Kehle auf.

Der da!

Nein!

Wie bei einem zerrenden Jagdhund reisst Annabelle innerlich an der Leine, zieht sich dadurch selbst heraus aus der animalischen Gedankenwelt. Sie legt wieder das Geschirr des zivilisierten Menschen an, das enge Korsett gesellschaftlicher Regeln, in das eine englische Lady gezwängt ist.

Nein. Nicht zu Hause. Zu Hause wird nicht gegessen! Und schon gar nicht mein treuer Peter. Wer sollte mich dann fahren?

Solcherarts die Bestie in ihr zum "Sitz" verdonnert, schwebt sie nun, kontrolliert und ganz ladylike, die Treppe hinunter.

ooc: Super, dass Du das Biest in deinen thead eingebaut hast

Peter, der absolut nichts von der Gefahr ahnt in der er vor ein paar Minuten geschwebt ist, verneigt sich leicht. Freundlich lächelt er ihr zu, "Guten Abend, Mylady. Darf ich sie zur Kutsche geleiten". Er ist wirklich ein netter, junger Mann, der Annabelle immer respektvoll und freundlich behandelt und anscheinend gibt es keine Falschheit in seinem Wesen. Schimpfen kann der Mann aber ganz ordentlich, wenn es ihm in der Stadt zu langsam vorangeht und er die anderen Kutscher für schuldig hält. Er entschuldigt sich dann immer bei Annabelle, denn die Schimpfworte, die er verwendet sind so gar nicht für die Ohren einer Adeligen bestimmt. Annabelles Sire ist deshalb von Peter nicht wirklich begeistert. Doch er bringt sie sicher hin, wo immer sie auch hin will. So wie heute abend.

Mit einem freundlichen Lächeln lässt sich Annabelle in die Kutsche helfen

"Wir haben das selbe Ziel wie gestern, Peter. Allerdings haben wir keine Eile."

Das Mädchen lässt sich in die dicke Polsterung zurücksinken und blickt in die für Menschenaugen so unergründliche Nacht. Die Grauschattierungen tanzen mit den samtschwarzen Schatten zu ungehörten Melodien. Annabelle spürt, wie ihr Innerstes im selben Rhytmus mitzuschwingen beginnt, das Wiegen und Wogen der Schatten sie an sich zieht. Das Knischen der Räder im Kies der Auffahrt und der Ruck der anfahrenden Kutsche reissen die Sinne der Vampirin fast gewaltsam wieder zurück in ihren Körper. Einen Moment sitzt sie wie vor den Kopf gestossen da, dann hat sie sich wieder gefangen.

Der Garten ihres Anwesens zieht an ihr vorbei. Später dann die Bauern, die noch direkt am Stadtrand ihre Felder haben. Zwischen all dem ragen aber schon die Schornsteine der Fabriken auf. Wie schmutzige Finger bohren sie sich in den Himmel und man sieht aus den meisten Rauch aufsteigen- er zahlt sich einfach mehr aus, sie die ganze Zeit durchlaufen zu lassen, der Mensch der sich abarbeitet ist ersetzbar.
Doch dann sind sie auch schon im eigentlichen Manchester und Peter fährt natürlich nur durch die reichen Viertel. Schöne Fassaden sind zu sehen und man sieht einige Nachtbummler, die vielleicht aus dem Theater kommen. Sie fahren an dem grossen Kaufhaus in der Princessstreet vorbei und dann am Manchester Museum. Jetzt ist es nicht mehr weit. Mortimer Earl of Trendmore hat seinen Sitz ganz in der Nähe des Elysiums, dessen Keeper er ist.

Peter bringt die Kutsche zu einem Halt und in einer geschmeidigen Bewegung zieht er die Bremse an uns springt vom Bock, um Lady Annabelle aus der Kutsche zu helfen. "Wir sind da!", sagt er überflüssiger Weise und klappt die Trittbretter herunter.

Peter wird mit der Karte vorgeschickt.
Schon in der Kutsche öffnet Annabelle ihren Geist und ihren sechsten Sinn für die mögliche Anwesenheit ruheloser Seelen. Als sie schliesslich ins Haus gebeten wird, sind ihre Schritte nicht zielstrebig, sondern haben etwas verträumtes an sich, da die kleine Vampirin diesmal sehr genau beobachtet.

Wenn einer von euch da ist, dann kannst du dich mir ruhig zeigen!

Der Ruf ertönt nur mit ihrer inneren Stimme. Die jedoch ist fest und bestimmt.