[Bentley]Sire und Childe

Die Vorstellung, dass sich die Damen nun gegenseitig umbrachten, um in der Gunst Bentleys zu stehen, erschreckt Preston zutiefst. Er horcht kurz in sich hinein, ob er auch so reagieren würde, findet dafür aber keinen Anhaltspunkt- wahrscheinlich deshalb, weil er doch das ziemliche Idealbild eines Liebhabers verkörperte, der um jeden Preis, sein eigenes Glück hinter das seines Lieben stellen würde (was eigentlich ziemlich neurotisch ist).
"Ins Spital könnten wir um die Zeit aber eigentlich auch nicht!", meint Preston, der gerne den gemeinsamen Abend fortgesetzt hätte, aber jetzt war die Stimmung wohl wieder dahin. "Glaubst Du wirklich das Mrs. Streyer soetwas tun würde? Ich meine selbst wenn sie extremst eifersüchtig ist, Pralinen mit Blausäure zu vergiften, ist doch sicherlich nicht so leicht, oder?"

Bentley seufzt herzhaft.
"Das ist es ja! Ehrlich gesagt traue ich es ihr gar nicht zu - weder emotional, noch...praktisch. Aber mir würde sonst niemand einfallen, der als Täter in Frage kommen könnte."
Er reibt sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen und meint leise: "Guter Gott, ich hoffe, es war ein anderer...."
Dann sieht er Preston wieder an und wirkt ein wenig unsicher. "Nun ja, ich werde die liebe Mrs. Gilfrey nicht stören, aber ich würde gerne mit den Ärzten sprechen, verstehst du? Und...sie soll wissen, dass ich da war."

"Die Ärzte werden aber nicht sehr erfreut sein, wenn wir jetzt einfach so nach Mitternacht kommen", gibt Preston zu bedenken, wohl wissend, dass es immer nächtens sein würde, wenn Bentley im Spital auftauchen würde.

"Vielleicht hat Mrs. Gilfrey von ganz anderer Seite irgendwelche Feinde!", meint er dann nach einigem Nachdenken, "vielleicht hat es gar nichts mit deinen Modedamen zu tun". Preston würde es nie über die Lippen bekommen, das Wort Herde zu benutzen.

Storyteller schrieb:Preston würde es nie über die Lippen bekommen, das Wort Herde zu benutzen.

Dann müsste er sich nämlich eingestehen, dass er selbst ein Schaf ist.        

Bentley verzieht leicht das Gesicht. "Nun ja, damit werden die Ärzte wohl leben müssen, ich denke, dass die Polizei schließlich auch schon da war, und soviel ich weiß, ist im Krankenhaus doch ohnehin immer jemand nachts wach, nicht wahr."
Er Earl klingt ein ganz klein wenig gereizt jetzt, aber Preston kennt ihn gut genug, um zu wissen, dass das nichts mit ihm zu tun hat, sondern mit der Anspannung, die diese unglückliche Situation in seinem Geliebten verursacht.

Bentley sieht nachdenklich aus dem Fenster der Kutsche, seine Hand spielt unbewußt mit der Rose am Knauf seines Stockdegens, sein blasses Gesicht wirkt konzentriert und nachdenklich.
Dann hält die Kutsche auch schon vor dem Hospital und Bentley steigt aus, ohne darauf zu warten, dass der Kutscher ihm die Tür öffnet. Draußen dreht er sich um und meint: "Möchtest du mit rein kommen oder lieber hier warten?"

"Ich komme mit", sagt Preston, der gerade eben Anstalten macht Bentley aus der Kutsche zu folgen. Er würde ihn auf gar keinen Fall alleine lassen. Gut, sollten sie ihn zu Mrs. Gilfrey vorlassen, würde er natürlich nicht mitkommen...
Der Kutscher schaut etwas verwirrt, als ihm seine zusätzliche Aufgabe abgenommen wird und schwingt sich dann wieder auf den Kutschbock, um zu warten.

Das Krankenhaus ist bei Nacht ein relativ ruhiger Ort. Das Licht ist gedämpft, da nur ein paar Gaslampen brennen. Im Moment kann man nur die Schritte der beiden Männer hören, die gerade hereinkommen. Das bleibt natürlich nicht unbemerkt und bald stehen sie vor der Oberschwester, einer resoluten und beleibten Frau. Mit strengem Blick mustert sie die Beiden, erkennt aber sehr wohl, dass wohl jemand vom Adel, oder zumindestens von der reichen Oberschicht vor ihr steht.

Bentley nimmt natürlich seinen Hut ab und lächelt die Frau entschuldigend an.
"Guten Abend. Mein Name ist Bentley, Earl of Cunningham, und das ist Mr. Whitfield. Verzeihen Sie bitte unser Erscheinen zu so...unchristlicher Stunde, Madame, aber ich habe heute Abend von einem schrecklichen...Zwischenfall erfahren, und wollte mich so schnell wie möglich nach dem Befinden der betroffenen Dame erkundigen. Ihr Name ist Mrs. Gilfrey. Sie wurde nach einer Vergiftung eingeliefert, soweit man mich informiert hat. Die Dame arbeitet für ich."

"Hmm!", macht die Oberschwester zunächst und dann, "da sie keine Angehörige sind, darf ich ihnen keine Information über diese Patientin geben!"

Sie verschränkt die Arme, vor ihrer voluminösen Brust, so als würde diese Geste ihr ermöglichen die beiden daran hindern den Gang weiter zu gehen. Es scheint, als wären sie dem Spitalsdrachen begegnet.

Preston verzieht kurz das Gesicht, er findet dieses Verhalten nicht akzeptabel, Vorschriften sollten nie im Weg stehen, wenn sich Menschen füreinander sorgten. "Sie brauchen uns ja nur sagen, ob es ihr besser geht, oder nicht." Dafür erntet er aber nur einen bitterbösen Blick.

Der Earl of Cunningham ist nur einen kurzen Moment überrascht über die Reaktion der Frau, dann erscheint ein breites Lächeln auf seinem Gesicht des jungen Vampirs und er meint, sehr freundlich, und ohne jeglichen Ärger in der Stimme: "Madame, ich bin begeistert von Ihrem Pflichtgefühl, allerdings steht Mrs. Gilfrey mir wirklich sehr nahe und es würde mir eine große Last vom Herzen nehmen, wüsste ich über ihren genauen Gesundheitszustand bescheid."

Man mag es als unfair ansehen, dass Bentley jetzt seine besondere Fähigkeit an den Tag legt, aber andererseits hat er ja nicht vor, jemanden dadurch Schaden zu zufügen.

Aber da ist ja nichts dabei, es sind unsere Fähigkeiten.

Die Krankenschwester scheint einen Moment zu überlegen. Ihr Gegenüber, der ja wirklich charmant ist und sicherlich nichts Böses plant, scheint wirklich besorgt um die Patientin zu sein. "Nun, sie ist noch nicht über den Berg, wir werden erst in den nächsten Stunden sehen, wie sie auf die Therapie anspricht. Es ist der Flüssigkeitsverlust, der mir Sorgen macht, aber wir mussten ihren Körper ja dazu bringen, soviel wie möglich von dem Gift ...äh..loszuwerden. Den Rest wird hoffentlich die Aktivkohle aufnehmen." Upps, warum hatte sie nur soviel gesagt, sie war ja sonst nicht so eine Tratschtante, naja, aber damit wusste der Earl wie es um Mrs. Gilfrey steht.

Der nette junge Earl strahlt sie an und deutet eine Verbeugung an.
"Ich danke Ihnen tausendmal, Madame. Und ich wäre Ihnen überaus verbunden, wenn Sie morgen eine Nachricht schicken könnten, wie es um den Gesundheitszustand von Mrs. Gilfrey steht, da ich unglücklicherweise tagsüber kaum die Zeit finden werden, ihr einen Besuch ab zu statten."
Lord Bentley fischt eine Visitenkarte und reicht sie der Oberschwester.

"Wir sollten Sie nun aber wirklich nicht mehr länger aufhalten. Herzlichen Dank noch einmal und Gott schütze Sie, Gnädiste."
Damit verbeugt er sich wieder leicht und würde sich zum Gehen wenden.

"Ja, das werde ich machen.", antwortet sie und beschliesst diese neumodische Form der schnellen Telekommunikation- das Telegramm dafür zu benutzen. Sie würde einfach eine der jungen Schwestern darum bitten, diese Angelegenheit für sie zu erledigen. "Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend!", sagt sie dann, wohl wissend, dass es schon eher Nacht war.

Preston hatte natürlich die Aura gespürt, die plötzlich von Bentley ausgegangen war, nichtdestoweniger ist er erstaunt, dass er den Spitalsdrachen so pflegeleicht hin bekommen hatte. Dieses Erstaunen kann man ohne grosse Mühe an seiner Miene ablesen.

Ein kurzes, reichlich amüsiertes Augenzwinkern, ist aber im Moment alles, was Preston von seinem Geliebten bekommt, als dieser sich zum Gehen wendet und in Richtung Ausgang los marschiert.

Wieder draußen seufzt er, und meint, während er seinen Hut aufsetzt: "Ich hoffe inständig, dass sich die gute Oberschwester an ihr Versprechen hält: ich muss unbedingt wissen, wie es um Mrs. Gilfrey steht. Und wer weiß: vielleicht kann ich sie morgen bereits besuchen."
Er winkt die Kutsche heran. "Ich finde, es wäre auch gut, wenn ich Mrs. Streyer vielleicht einen Besuch abstatten würde...und sei es nur, um von ihrer Unschuld überzeugt zu werden..."

Preston ist sich nicht sicher, ob man so spät am Abend, nach Sonnenuntergang noch jemanden besuchen darf, da sollten die Patienten doch schlafen. Es sagt aber lieber nichts, wahrscheinlich würde Bentley so wie eben, die Leute, die ihn daran hindern wollten um den Finger wickeln.

"Aber Mrs. Streyer willst Du doch auch lieber morgen abends besuchen, oder? Jetzt wäre das doch sehr seltsam, wenn du mitten in der Nacht bei ihr auftauchen würdest?", fragt der Dichter vorsichtshalber nach. Er weiss natürlich, dass Bentley auf jeden Fall vor dem Kommisar mit ihr reden will, daher sieht er ihn fragend an.

Bentley zieht eine Augenbraue hoch. "Natürlich. Es wäre doch völlig unvertretbar, jetzt noch bei ihr einfach so aufzutauchen. Nein. Ich werde ihr morgen, gleich nach dem Erwachen einen Besuch abstatten. Ich hoffe, das ist früh genug..."
Als die Kutsche vor ihnen hält, steigt er ein und wartet, bis Preston sich neben ihn gesetzt hat. "Ich denke, es wäre angebracht, ihr tagsüber schon einen Nachricht zukommen zu lassen, dass ich sie sprechen möchte. Würdest du das für mich übernehmen, Darling? Vielleicht kannst du bei der Gelegenheit schon herausfinden, ob der Inspektor schon bei ihr war?"

Preston ist sichtlich erleichtert, dass sie nicht gleich zum Haus der Streyers fahren.
In der Kutsche erklärt er sich dann auch bereit dazu, die Nachricht an Mrs. Streyer zu überbringen. Dann wird ihm aber klar, dass er wohl direkt mit ihr reden muss, um herauszufinden, ob sie schon mit dem Inspektor geredet hat. Das würde wieder anstrengend werden. Sie gehörte zu denjenigen, die den Dichter am meisten nervten mit ihren ständigen Fragen wegen Bentley und sich dabei aber nur von Oberflächlichkeiten leiten liessen, was ist seine Lieblingsfarbe, was isst er am Liebsten (es war schwierig bei dieser Frage einen normalen Gesichtsausdruck zu wahren), was für einen Typ Frau bevorzugt er. Es gibt sehr wenige, die fragen was für ein Mensch er ist und damit wirklich Interesse bekundeten Bentley wahrlich kennenzulernen. Auch wenn Letztere wirklich so etwas wie Konkurrentinnen für Preston sind, so bevorzugte er diese denoch. Über diesen Gedanken war in grübelndes Schweigen versunken.

Bentley nimmt ihn sanft unter dem Kinn und dreht sein Gesicht so, dass er ihm in die Augen sehen kann. "Ist alles in Ordnung, Sweetheart? Ist es dir unangenehm mit Mrs. Streyer zu reden? Wenn ja, dann...werden wir das anders lösen, ja?"
Er schenkt ihm ein liebevolles Lächeln.

Preston erwidert das Lächeln leicht, "Nein, nein, ich werde mit ihr morgen sprechen. Kein Problem." Er lehnt sich an Bentley und legt seinen Kopf auf dessen Schulter. "Es ist nur sehr schlimm was da heute passiert ist.", sagt er dann noch und man merkt, dass ihm die ganze Giftgeschichte doch recht nahe geht. Er atmet aus, so als könne er damit alles Belastendes los werden und sieht dann hoch zu Bentley, "Magst Du noch zum Club zurückkehren?"

Bentley küsst ihn sanft auf die Stirn. "Mhm....ich denke, das sollten wir. Und abgesehen davon können wir ohnehin heute nichts mehr tun." Er streicht Preston sanft eine Strähne aus der Stirn und küsst seinen Geliebten dann hingebungsvoll.

Während des Kusses fallen Preston natürlich eine Menge Dinge ein, die sie heute noch tun könnten, aber gut jetzt geht es erstmal in den Club.

Dort hat man zwar schon das Finale fertiggespielt, aber natürlich ist bei der Ankunft der Beiden natürlich gleich wieder die Vergiftung im Mittelpunkt. Neugierig wollen die anwesenden Herren wissen, was denn nun eigentlich passiert ist. Durch das Turnier, aber vielmehr noch durch dieses Ereignis ist nichts mehr übrig von der sonst so beschaulichen Ruhe in diesen Räumen. Es ist fast so wie in einem Hühnerstall, indem vor Kurzem der Fuchs gewesen ist.

Bentley hat sich auch nur schwer von seinem Geliebten getrennt, doch manchmal gehen eben gesellschaftliche Verpflichtungen einfach vor...

Als sie im Club angekommen sind und derart bestürmt werden, gibt Bentley erst mal Hut und Stock und Rock an den Butler, und bittet dann um Ruhe.

"Meine Herren, ich bitte Sie! Ich darf Sie um Verständnis bitten, dass ich zu dieser wahrlich schockierenden Angelegenheit keine Angaben machen darf und will - ich möchte auf jeden Fall die Privatsphäre der betroffenen Dame wahren. Nur soviel: es kam zu einer Vergiftung, die Dame befindet sich in ärztlicher Obhut und wir hoffen und wünschen das Beste für sie."
Er nimmt sich erst mal ein Glas zu trinken und sieht sich in der Runde um: "Darf man erfahren, wie das Turnier geendet ist? Gibt es denn schon einen Gewinner, den man gratulieren kann?"

Bentley strahlt jetzt wieder ganz freundliches Interesse und gute Laune aus - doch Preston ist klar, dass er nur von dem Mordversuch ablenken will...

Eher widerwillig lassen die anwesenden Herren dieses doch sehr aufregende Thema fallen und präsentieren dann den Gewinner des Turniers. Es ist recht gut, dass dieser kein sonderlich aufgeblasenes Ego hat, denn sonst hätte er die Tatsache, dass sein Sieg weniger Interesse erfahren hat, als der Mordversuch nicht so gut aufgenommen. Es ist ein doch recht junger Mann, dessen Eltern in Ostindien ein kleines Vermögen angehäuft hatten. Er selber war dann für die Schulbildung zurück nach England geschickt worden und studiert im Momen in Manchester Medizin. Charles Hurringworth ist sein Name.

/ooc: Ja, einen Pokal und eine Flasche mit gutem Wein, aber ist ja eher ein Charity Turnier

Der gute Mr. Hurringworth winkt ab, er ist wie die meisten wirklich betroffen über das was geschehen ist. Er versichert dem Earl, dass es von seiner Seite aus zu keiner Unannehmlichkeit gekommen ist und das ja das Turnier schlussendlich zu Ende gespielt worden ist. Er drückt nocheinmal seine Dankbarkeit aus, dass es diesen Wettkampf zum Wohl des Waisenhauses gegeben hat. Da es aber nun doch schon weit nach Mitternacht ist, machen sich die Herrschaften einer nach dem anderen auf den Weg nach Hause.

Der einzige der wirklich unglücklich über den Verlauf des Abends ist, ist natürlich Preston, der die ganze Giftgeschichte wieder zu nahe an sich herangelassen hat und da er ausserdem für die Organisation des Abends zuständig war, ist er nicht erfreut über dessen Verlauf.

Bentley verabschiedet sich von allen sehr herzlich, merkt aber natürlich, dass es Preston nicht besonders gut geht. Als sie dann endlich einen Augenblick alleine haben, meint er, sanft lächelnd: "Was hältst du davon, wenn wir uns auch auf den Heimweg machen? Wir können den Abend ja noch zuhause ausklingen lassen."
Er winkt dem Butler, ihre Sachen zu bringen und meint: "Es war eine wundervolle Idee - und ein wirklich sehr unterhaltsamer Abend, Preston. Dass er von diesem...Verbrechen so jäh unterbrochen wird, konnte ja keiner ahnen..."